Gesund altern

Die Menschen in der Schweiz werden immer älter. Verbringen sie die zusätzlichen Lebensjahre in guter Gesundheit oder werden die Gesundheitskosten weiter ansteigen?

Seit 1900 hat der Anteil älterer Menschen im Verhältnis zur gesamten Bevölkerung stark zugenommen, von rund 9 auf mehr als 24 Prozent. Etwa jede vierte Person ist heute 65 Jahre alt oder älter. Gemäss Prognosen könnte es bis 2050 gar jede dritte Person sein. Diese Entwicklung liegt einerseits daran, dass die Menschen immer älter werden, und andererseits fehlt es an Nachwuchs. Das hat enorme Auswirkungen auf die Gesellschaft im Allgemeinen und auf das Gesundheitswesen im Besonderen. In Anbetracht der steigenden Gesundheitskosten stellt sich nämlich die Frage, ob die zusätzlichen Lebensjahre gesunde Jahre sind – oder ob das Gesundheitswesen durch die längere Lebenserwartung künftig noch stärker belastet wird.

Hohe Gesundheitskosten im Alter
In dieser Frage gehen die Meinungen der Altersforscher auseinander. Laut Heike Bischoff-Ferrari, stellvertretende Direktorin des Universitären Forschungsschwerpunkts «Dynamik Gesunden Alterns» der Universität Zürich, bringt die höhere Lebenserwartung nicht gleichzeitig mehr gesunde Lebensjahre mit sich. François Höpflinger, Soziologe und Mitglied der akademischen Leitung des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich, ist anderer Meinung. Er sagt, Analysen deuten darauf hin, dass die Menschen vergleichsweise lange gesund und ohne massive Einschränkungen leben. Unabhängig davon ist es eine Tatsache, dass die meisten Gesundheitskosten im Alter anfallen. Mit Blick auf den Geburtenrückgang werden die Kosten parallel zur Anzahl älterer Menschen in jedem Fall weiter ansteigen.

Verschärft wird das Problem durch veränderte Krankheitsbilder. Während vor hundert Jahren die meisten Menschen an akuten Krankheiten wie Grippe oder Lungenentzündung starben, leiden heute viele Menschen an sogenannten nicht ansteckenden oder chronischen Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs, Atemwegserkrankungen, Diabetes und an neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer. Diese sind mitverantwortlich für die höheren medizinischen Behandlungskosten. Zudem führen solche Erkrankungen oft zu lang andauernder Pflegebedürftigkeit im Alter.

Den Alterungsprozess hinauszögern
Vieles deutet also darauf hin, dass wir künftig mit noch höheren Gesundheitskosten zu rechnen haben. Was tun? Ein möglicher Lösungsansatz ist so einfach wie bestechend: Wir müssen so lange wie möglich gesund bleiben. Das ist eine einfache Rechnung. Der Anstieg der Gesundheits- und Pflegekosten fällt geringer aus, wenn die gesunde bzw. behinderungsfreie Lebenszeit stärker ansteigt als die Lebenserwartung an sich. Was sich wie eine Floskel anhört, ist wissenschaftlich belegt. So ist gemäss Heike Bischoff-Ferrari nur ein Teil unserer gesunden Lebenszeit genetisch bedingt. Positiv beeinflusst wird sie auch durch Umwelt, Lebenswandel und die mentale Gesundheit – also durch Dinge wie Nahrung, Bewegung oder Schlaf. Laut Bischoff-Ferrari kann durch eine Kombination positiver Einflüsse der Alterungsprozess gar um mehrere Jahre hinausgezögert werden.

Gesundes Altern mitgestalten
Die Gesundheit liegt also zu einem Teil in unserer Hand. Und hier ist die Politik gefordert! Es braucht das Bewusstsein, dass gesundes Altern mitgestaltet werden kann. Wichtig sind Aufklärung, Prävention vom Kindesalter an und das Anpassen der Verhältnisse mit dem klaren Ziel, den Menschen ein aktives, autonomes und gesellschaftlich engagiertes Leben zu ermöglichen – und dies so lange wie möglich. Bleiben ältere Menschen länger gesund und aktiv, profitiert davon nicht nur das
Gesundheitswesen, sondern die Gesellschaft als Ganzes.

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